In dem Städtchen, wo wir vor zwei Wochen übernachteten, haben sich die Hunde fast jede Nacht mehrere Stunden von einem Viertel zum anderen zugebellt. Und immer wenn man dachte, nun wären sie endlich fertig, fing ein einzelner Kläffer wieder an und zog nach und nach alle anderen mit. Da wird der schlaflose Autor irgendwann nachdenklich, was sie sich wohl zu sagen haben, und so ist dieser Text entstanden (an dem noch hier und da gefeilt wird).
Hundegebell
Nachts, wenn die Motoren sie nicht mehr übertönen, können sich die Hunde endlich ungestört darüber austauschen, was ihre Herrchen und Frauchen wieder alles angestellt haben. Menschen halten Hundegebell ja pauschal für Reviergehabe, aber wir ahnen, warum uns Menschen diese Interpretation so naheliegend erscheint.
Ich kann natürlich nur spekulieren, aber dennoch: Hören wir unseren treuen Begleitern einmal zu:
„Sie haben mir schon wieder Katzenfutter in den Napf getan.“
(Und vom anderen Ende des Dorfes:) „Unglaublich!“
„Wann immer ich einen Fremden stürmisch begrüße oder mich mal ärgere, sagt mein Frauchen: „Tut mir leid, wir haben ihn aus dem Tierheim.“
„Sie sind so unsensibel. Und halten sich für sonstwas.“
„Meine schimpfen sogar mit mir, wenn ich sie vor Eindringlingen warne. Warum haben die sich bitteschön kein Meerschweinchen gekauft?“
„Wenn wir in der Stadt an Obdachlosen vorbeigehen, will ich ihnen immer kurz über die Hand lecken, damit sie sich nicht so einsam fühlen. Aber mein Herrchen herrscht mich jedesmal an und zieht mich an der Leine weiter. Dabei ist er es doch, der ganz einfach helfen könnte.“
„Überhaupt: Leinen. Geh mir weg mit den Dingern!“
„Mein Herrchen roch letzte Nacht schon wieder nach einer anderen Menschin. Bin ich froh, dass ich es meinem armem Frauchen nicht sagen kann.“
„Na, den Geruch von deinem Frauchen hab ich aber schon mehrfach in der Pension gerochen. Menschen sind eben so.“
„‚Mein Gott, so ist es. Ich kann garnicht so viel pinkeln, wie ich bei uns zu Hause fremde Düfte überdecken will.“
„Wenn nur nicht das leckere Essen wäre.“
„Und die Fellpflege.“
„Die ärztliche Versorgung.“
„Manchmal sind sie so lieb, so emotional, so … hach!“
„Und der Menschenblick. Wenn sie dich so anschauen, will man ihnen doch wieder alles verzeihen.“
„Und wer beschützt sie, wenn wir nicht da sind? Wer tröstet ihre Kinder?“
„Habt Ihr schon rausgekriegt, wonach sie eigentlich suchen?“
„Meinst du wirklich, die Menschen wüssten das selbst?“