Warum mein Kumpel Benedikt und ich die erste Klasse wiederholten

Mülheim / Ruhr, ca. 1970

Im  Kindergarten war uns das Kunststück, ein Jahr in die Verlängerung zu gehen, leider nicht gelungen, weil in unserem Waldorfkindergarten keine Klausuren zum Jahrgangsabschluss geschrieben wurden. Daher schaffte faktisch jeder die Versetzung.

In der Grundschule hingegen gab es Fächer wie Erdkunde und Rechnen, so dass wir uns den Stoff der ersten Klasse ein Jahr später noch mal ganz in Ruhe anschauen konnten.

Nie wieder genossen wir solch einen Wissensvorsprung. Ja, wir waren coole Säue, die schon 1 Meter Skateboard fahren konnten.

Wir waren klein, aber makaber,

… weil wir Indianer waren:

– mit genug Street Credibility für den ganzen Tribe,

– immer genug Pfeile im Köcher,

– Friedenspfeifen noch und nöcher,

– Sommer Herbst, Winter – der Irokesenschnitt sitzt.

Es erwies sich allerdings als schwierig, das neue Mädchen, das auf seinem brandneuen Waveboard mit 60 Sachen über den Schulhof delfinte, für uncool zu erklären. Aber ich trug Chucks, mein Kumpel Benedikt die Hosen knapp über den Knien, und der Feminismus steckte noch in den Kinderschuhen.

Wir kondolierten also erstmal den Neuen an der Schule zu ihren Vornamen und überlegten, wer in unsere Gang durfte. Es blieb schließlich bei dem Mädchen mit dem Waveboard, denn sie war gut und wirklich verdammt schnell. Zudem teilte sie unseren Jesushintergrund und war durch ihre ältere Schwester mit unserem Konzept von Leadership vertraut.

Tatsächlich lernte ich in diesem einen Jahr dann mehr über Leadership als in den 5 Jahren davor. Und das, obwohl ich ihren femininen Approach des Reverse Leadership erst Jahre später durchschauen sollte.

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